Ratgeber

Wech­sel des (Pflicht-) Verteidigers

Sie sind mit Ihrem (Pflicht-) Ver­tei­di­ger unzu­frie­den und wol­len die­sen gegen einen neu­en Ver­tei­di­ger aus­wech­seln?

Der Wech­sel eines Ver­tei­di­gers ist in der Regel mög­lich, wobei die Vor­aus­set­zun­gen für einen Wech­sel des Pflicht­ver­tei­di­gers erheb­lich hoch sind. Es ist daher nach­fol­gend zu unter­schei­den, ob eine (Wahl-) Ver­tei­di­gung oder eine (Pflicht)- Ver­tei­di­gung vorliegt.

Grund­sätz­lich soll­ten Sie in bei­den Fäl­len, ehe Sie eine Kün­di­gung des Man­dats­ver­hält­nis­ses bzw. einen Antrag auf Wech­sel des Pflicht­ver­tei­di­gers stel­len, über­le­gen, ob die Zusam­men­ar­beit mit dem Ver­tei­di­ger durch ein klä­ren­des Gespräch ver­bes­sert wer­den kann. Manch­mal emp­fiehlt es sich, recht­li­chen Rat eines wei­te­ren Rechts­an­walts ein­zu­ho­len, bevor die Kün­di­gung erklärt wird. Der Wech­sel des Ver­tei­di­gers ist immer mit erhöh­ten Kos­ten und pro­zes­sua­len Risi­ken verbunden.

Der Wech­sel des (Wahl-) Ver­tei­di­gers ist jeder­zeit mög­lich. Hier­zu genügt eine Kün­di­gung des Man­dats­ver­trags. Die Kün­di­gung des Man­dan­ten bedarf kei­ner Grün­de und soll­te zu Beweis­zwe­cken schrift­lich erfol­gen. Hin­ge­gen bedarf der Ver­tei­di­ger für sei­ne Kün­di­gung eines wich­ti­gen Grundes.

Der Wech­sel des (Pflicht-) Ver­tei­di­gers ist hin­ge­gen wesent­lich schwieriger:

  • Wech­sel zu einem (Wahl-) Ver­tei­di­ger: Sobald der Beschul­dig­te einen neu­en Ver­tei­di­ger wählt und die­ser das Ver­tei­di­gungs­ver­hält­nis gegen­über dem Gericht anzeigt, wird die Bei­ord­nung des bis­he­ri­gen (Pflicht-) Ver­tei­di­gers auf­ge­ho­ben. Der neue gewähl­te Ver­tei­di­ger wird nicht von der Staats­kas­se bezahlt.
  • Wech­sel bei Voll­stre­ckung eines Haft­be­fehls für die Unter­su­chungs­haft: Nach der aktu­el­len Geset­zes­la­ge ist dem Beschul­dig­ten gegen den ein Haft­be­fehl wegen Unter­su­chungs­haft voll­streckt wird, unver­züg­lich ein Pflicht­ver­tei­di­ger bei­zu­ord­nen. Zuvor ist dem Beschul­dig­ten in einer ange­mes­se­nen Über­le­gungs­frist von ein bis zwei Wochen die Gele­gen­heit zu geben, einen (Pflicht-) Ver­tei­di­ger zu benen­nen. Benennt der Beschul­dig­te kei­nen Ver­tei­di­ger oder ist sein gewünsch­ter Ver­tei­di­ger nicht erreich­bar, wird ihm vom Gericht (vor­läu­fig) ein Ver­tei­di­ger zuge­wie­sen. Auf­grund der psy­chi­schen Aus­nah­me­si­tua­ti­on bei der Voll­stre­ckung eines Haft­be­fehls kann es pas­sie­ren, dass der Beschul­dig­te eini­ge Tage spä­ter erkennt, dass er einen ande­ren (Pflicht-) Ver­tei­di­ger haben will. In die­sen Fäl­len muss schnells­tens ein Antrag auf Wech­sel des Ver­tei­di­gers beim Gericht gestellt wer­den. Ein Wech­sel soll­te, solan­ge die Über­le­gungs­frist noch nicht abge­lau­fen ist, unpro­ble­ma­tisch mög­lich sein. Nach Ablauf die­ser Frist ist es schwie­ri­ger einen neu­en (Pflicht)- Ver­tei­di­ger zu erhalten.
  • Wech­sel des (Pflicht-) Ver­tei­di­gers zwi­schen den Instan­zen: Eben­falls ohne grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten, ist ein Wech­sel des (Pflicht-) Ver­tei­di­gers zwi­schen den Instan­zen mög­lich. So kann bspw. beim Gericht der Wech­sel des (Pflicht-) Ver­tei­di­gers bean­tragt wer­den, wenn die ers­te Instanz oder zwei­te Instanz abge­schlos­sen ist. Auch hier ist es von Vor­teil, wenn der Wech­sel­wunsch unmit­tel­bar nach dem Ende der jewei­li­gen Instanz dem Gericht bekannt­ge­ge­ben wird.
  • Wech­sel des (Pflicht-) Ver­tei­di­gers in allen ande­ren Fäl­len: Soll­ten die oben genann­ten Vari­an­ten für Sie nicht zutref­fen, ist es wesent­lich schwie­ri­ger den (Pflicht-) Ver­tei­di­ger zu wech­seln. Ein Wech­sel ist nur aus wich­ti­gen Grund mög­lich. Wich­ti­ge Grün­de kön­nen per­so­nen­be­zo­ge­ne, ver­hal­tens­be­ding­te u. ver­fah­rens­be­ding­te Grün­de sowie das gestör­te Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Ver­tei­di­ger u. Beschul­dig­tem sein. Die Rechts­spre­chung zum Vor­lie­gen eines wich­ti­gen Grun­des ist nicht leicht über­schau­bar. Bspw. liegt ein wich­ti­ger Grund in fol­gen­den Fäl­len vor: 
    • der (Pflicht-) Ver­tei­di­ger nimmt Gesprächs­ter­mi­ne oder Gerichts­ter­mi­ne ohne Rück­spra­che mit dem Man­dan­ten nicht per­sön­lich wahr
    • der in Haft befind­li­che Man­dant wird durch den (Pflicht-) Ver­tei­di­ger erst­mals nach zwei Mona­ten besucht
    • der (Pflicht-) Ver­tei­di­ger drängt auf den Abschluss einer Vergütungsvereinbarung

Sind Sie sich nicht sicher, ob ein Wech­sel Ihres Ver­tei­di­gers mög­lich ist, soll­ten Sie die Mög­lich­keit von einem ande­ren Rechts­an­walt prüfen.